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Berufsunfähigkeitsrente: Lohnt sich die Zusatzrente?

19. August 2022 von Camille - 7 Minuten Lesezeit

Berufsunfähigkeitsrente: Lohnt sich die Zusatzrente?

Die Berufsunfähigkeitsrente richtet sich an Personen, die aus gesundheitlichen Gründen ihre aktuelle bzw. erlernte Arbeit nicht mehr ausüben können. Sie möchten wissen unter welchen Voraussetzungen dieser Anspruch besteht und wie die Zusatzrente beantragt werden kann? Dein Hilfexpert hat die Antwort auf all Ihre Fragen.

Wie hoch ist die Berufsunfähigkeitsrente?

Die Höhe der Berufsunfähigkeitsrente wird beim Abschluss der Berufsunfähigkeitsversicherung beschlossen. Das bedeutet, dass die Höhe der Zusatzrente von dem Versicherten und seinem Einkommen abhängig ist. Zudem ist die Höhe der Berufsunfähigkeitsrente von der Versicherungsgesellschaft und ihrem Angebot abhängig.

Es ist nicht selbstverständlich, dass Versicherungsträger ihren Kunden eine hundertprozentige Absicherung anbieten. Zwar gibt es einige solche Gesellschaften, andere hingegen sind nur bereit bis zu 60 Prozent des Einkommens abzusichern.

Der Versicherte sollte sich demnach vor Abschluss der Berufsunfähigkeitsversicherung Gedanken darüber machen, wie hoch der Einkommensausgleich im Fall von Berufsunfähigkeit sein sollte. Hierbei sollte beachtet werden, dass auf die Berufsunfähigkeitsrente Abgaben anfallen, wie z.B. Beiträge für die Krankenversicherung. Auch Steuern müssen meist auf den Einkommensausgleich gezahlt werden.

Berufsunfähigkeitsrente Steuer
Auf die Berufsunfähigkeitsrente fallen regulär Steuern an. Die Höhe der zu zahlenden Steuern ist abhängig von der Vertragsdauer, das heißt bis wann die Berufsunfähigkeitsrente ausgezahlt werden soll. Je länger die Bezugsdauer, desto höher sind meist die zu zahlenden Steuern.

Berufsunfähigkeitsrente: Lohnt sich die Zusatzrente?Einige Berufsunfähigkeitsversicherungen empfehlen die Zusatzversicherung auf 60 Prozent des Bruttoeinkommens festzulegen. Andere empfehlen 80 bis 90 Prozent des Nettoeinkommens. Letztendlich ist die genau Höhe der Berufsunfähigkeitsrente von den Bedürfnissen und dem Lebensstandard des Versicherten abhängig und muss demnach individuell beschossen werden. Folgende Kriterien sollten hierbei berücksichtigt werden:

  • Wie hoch sind die monatlichen Fixkosten?
  • Hat der Versicherte eine Immobilie?
  • Hat der Versicherte andere Vermögenswerte von denen er leben könnte?
Wichtig
Setzen Sie die Höhe der Berufsunfähigkeitsrente nicht zu niedrig an, nur um Versicherungsbeiträge zu sparen. Im schlimmsten Fall kann dies dazu führen, dass Sie Sozialhilfe beantragen müssen, weil der festgelegte Betrag nicht zum Leben ausreichend ist.

Welche Voraussetzungen müssen für die Berufsunfähigkeitsrente erfüllt werden?

Bei der Berufsunfähigkeitsrente handelt es sich um die Leistung einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung. Eine solche Versicherung kann grundsätzlich von jedem abgeschlossen werden. Einzige Voraussetzung ist hierbei die Gesundheitsprüfung bei der Antragstellung.

Was ist die Gesundheitsprüfung?
Bei der Gesundheitsprüfung soll das Gesundheitsrisiko der potenziellen Versicherten gemessen werden. Die Versicherung möchte damit messen wie hoch der Eintritt eines Versicherungsschadens ist. Personen, die ein erhöhtes Gesundheitsrisiko haben, können z.B. dazu angehalten sein ein Risikoaufschlag zu zahlen.

Der privaten Versicherungsgesellschaft ist vorbehalten nach der Gesundheitsprüfung zu entscheiden ob sie den Antragsteller bei sich aufnehmen möchte bzw. zu welchem monatlichen Beitrag sie ihn aufnehmen möchte. Haben sich die Versicherung und der Antragsteller jedoch geeinigt, so beginnt der Schutz der Berufsunfähigkeitsrente ab der Zahlung des ersten Beitrags.

Wichtig
Bis 2001 gab es die gesetzliche Berufsunfähigkeitsrente, die jedoch von der Erwerbsminderungsrente ersetzt wurde. Seit der Reform von 2001 ist für die gesetzliche Versicherung demnach nicht mehr relevant ob die Person ihren Beruf nicht mehr ausüben kann, sondern ob sie allgemein auf dem Arbeitsmarkt nicht tätig sein kann.

Wer bekommt eine Berufsunfähigkeitsrente?

Laut Statistik ist jeder 4. in Deutschland im Laufe seines Arbeitslebens von Berufsunfähigkeit betroffen. Berufsunfähigkeit, das bedeutet, dass die Person ihren erlernten bzw. zuletzt ausgeübten Beruf nicht mehr ausüben kann. Personen, die eine freiwillige private Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen haben, können in solch einem Fall die Berufsunfähigkeitsrente beziehen.

Eine Umfrage von Morgan & Morgan aus dem Jahr 2022 hat ergeben, dass psychische Erkrankungen der Hauptgrund für Berufsunfähig sind. Über 31 Prozent der berufsunfähigen Personen leiden unter einer solchen Erkrankung. Weitere 20 Prozent können aufgrund einer Verletzung des Skelett- und Bewegungsapparates nicht mehr ihren Beruf ausüben.

Damit eine Versicherung anerkennt, dass der Versicherte berufsunfähig ist, müssen allerdings einige Voraussetzungen erfüllt werden:

  • 50-Prozent-Regel: Berufsunfähigkeit besteht dann, wenn der zuletzt ausgeübte Beruf zu weniger als 50 Prozent ausgeübt werden kann.
  • Es muss eine Ursache für die Berufsunfähigkeit vorliegen. Das kann beispielsweise eine Krankheit oder ein Unfall sein.
  • Die Berufsunfähigkeit muss seit 6 Monaten vorliegen bzw. voraussichtlich mindestens 6 Monate lang andauern.
Wer bekommt eine gesetzliche Berufsunfähigkeitsrente?
Die gesetzliche Berufsunfähigkeitsrente wurde bereits im Jahr 2001 abgeschafft. Dennoch haben einige Personen noch immer Anspruch auf diese Rente. Und zwar Personen, die vor dem 02.01.1961 geboren wurden und berufsunfähig sind. Voraussetzung ist, dass sie im erlernten Beruf nicht halb so viel leisten und verdienen können, wie andere Berufstätige mit ähnlicher Ausbildung.

Berufsunfähigkeitsrente beantragen: Wie geht das?

Erfüllt ein Versicherter diese Voraussetzungen, so hat er Anspruch auf die Berufsunfähigkeitsrente. Hierbei handelt es sich konkret um einen monatlich Betrag, der das verlorene Einkommen ausgleichen soll. Um den Anspruch auf diesen Einkommensausgleich geltend zu machen, muss der Versicherte einen Antrag bei seiner Versicherung einreichen.

Die Antragstellung erfolgt meist formlos, das bedeutet, dass es keine Mustervorlage gibt. Nach Eingang des Antrag erhält der Versicherte allerdings meist Fragebögen von der Versicherungsgesellschaft. Er muss die hier gestellten Fragen beantworten und anschließend an das Unternehmen zurückschicken. Beispiele für gestellte Fragen sind:

  • Welche Ausbildung hat der Versicherte absolviert?
  • Welche Tätigkeiten führt der Versicherte im Berufsalltag durch?
  • Welche Tätigkeiten wird der Versicherte in Zukunft nicht mehr durchführen können?
  • Warum hat der Versicherte die Berufsunfähigkeitsrente abgeschlossen?
  • Wie ist die Berufsunfähigkeit zustande gekommen?
  • Wie lange wird die Berufsunfähigkeit voraussichtlich anhalten?

Zusätzlich werden von den behandelnden Ärzten Befunde und Prognosen eingeholt. In einigen Fällen können auch Krankenhäuser, Rehakliniken etc. kontaktiert werden. Hier möchte das Versicherungsunternehmen Informationen haben über:

  • den Grad der Berufsunfähigkeit
  • die voraussichtliche Dauer der Berufsunfähigkeit
  • die Art und Weise der Berufsunfähigkeit
  • Die Prognose der Berufsunfähigkeit
Wichtig
Im Fall von Berufsunfähigkeit ist es wichtig schnellstmöglich mit dem Versicherungsunternehmen in Kontakt zu treten, damit die Berufsunfähigkeitsrente schnellstmöglich ausgezahlt werden kann. In der Regel ist jedoch auch eine Nachregulierung möglich.

Wie unterscheidet sich die Berufsunfähigkeitsrente von der Erwerbsunfähigkeitsrente?

Die Berufsunfähigkeitsrente ist eine Leistung von privaten Versicherungsunternehmen, die grundsätzlich jeder freiwillig in Anspruch nehmen kann. Hierfür muss sich der Interessierte ein Versicherungsunternehmen aussuchen, bei diesem Unternehmen einen Antrag auf die Berufsunfähigkeitsrente stellen und meist eine Gesundheitsprüfung durchführen.

Wird der Versicherte nach Abschluss der Versicherung berufsunfähig, so zahlt ihm das Versicherungsunternehmen monatlich einen vereinbarten Betrag aus. Dieser Betrag soll das fehlende Gehalt des Versicherten ausgleichen. Damit das Versicherungsunternehmen die Berufsunfähigkeit des Versicherten anerkennt, muss dieser nachweislich mindestens 6 Monate lange nicht mehr als 50 Prozent seiner aktuellen Tätigkeit ausüben können.

Weitere Informationen
Die Erwerbsminderungsrente wird von der gesetzlichen Rentenversicherung ausgezahlt. Sie möchten wissen wer Anspruch auf die Leistungen dieser Versicherung hat und wie diese beantragt werden können? Dein Hilfexpert hat alle wichtigen Informationen zu diesem Thema für Sie zusammengetragen.

Berufsunfähigkeitsrente: Lohnt sich die Zusatzrente?Der große Unterschied zu der Erwerbsunfähigkeitsrente ist, dass hier nicht die Ausübung des eigenen Berufs ausschlaggebend ist, sondern ob die betroffene Person allgemein einer Tätigkeit auf dem Arbeitsmarkt nachgehen kann. Nur wenn er hierzu nicht mehr als 6 Stunden am Tag fähig ist, kann er die Erwerbsunfähigkeitsrente beziehen.

Weitere Unterschiede zur Berufsunfähigkeitsrente sind beispielsweise die Höhe der Rente. So kann diese bei der Erwerbsunfähigkeitsrente nicht individuell bestimmt werden, sondern ist abhängig von dem Gehalt und der Erwerbsbiographie der betroffenen Person. Zudem hat der Erwerbsunfähige nur Anspruch auf die Rente, wenn er seit mindestens fünf Jahren Mitglied der gesetzlichen Rentenversicherungung ist und mindestens 3 Jahre in diese eingezahlt hat.

Die Erwerbsunfähigkeitsrente war bis zum Jahr 2001 unter dem Namen gesetzliche Berufsunfähigkeitsrente bekannt. Damals war ausschlaggebend, ob die Person den erlernten Beruf nicht mehr ausüben kann. Heute ist ausschlaggebend, ob die Person allgemein erwerbsunfähig ist, d.h. ob sie keinen Beruf auf dem Arbeitsmarkt ausführen kann.
Weitere häufig gestellte Fragen

Camille ist seit Januar 2022 Redakteurin im Team von DeinHilfexpert und schreibt Artikel für den Ausbau des deutschen Servicebereichs. Sie absolviert derzeit ein duales Studium an der ISCOM Schule in Paris und im Unternehmen DeinHilfexpert.


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