Familie

Unterhaltszahlung: Wer muss wem wie viel Unterhalt zahlen?

13. Oktober 2022 von Camille - 8 Minuten Lesezeit

Unterhaltszahlung: Wer muss wem wie viel Unterhalt zahlen?

Die Unterhaltszahlung ist eine finazielle Leistung die eine Person an ein anderen Person zahlen muss. Meist muss diese finanzielle Leistung an Mitglieder der eigenen Familie gezahlt werden. Sie möchten wissen, wer wem wie viel Unterhalt schuldig ist? Dein Hilfexpert hat die Antwort auf all Ihre Fragen.

Was ist eine Unterhaltszahlung?

Eine Unterhaltszahlung ist eine finanzielle Leistung, die eine Person einer anderen Person im Rahmen der Unterhaltspflicht schuldig ist. In Deutschland gibt es verschiedene Arten der Unterhaltspflicht. Beispiele hierfür sind:

  • Kindesunterhalt: Eltern schulden ihren Kindern grundsätzlich bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres Unterhalt. Befindet sich das Kind noch in der Erstausbildung, so kann die Pflicht zur Unterhaltszahlung auch länger andauern.
  • Trennungsunterhalt: Während der Scheidungsphase kann ein Ex-Ehegatte dazu verpflichtet sein, dem anderen eine Unterhaltszahlung zukommen zu lassen.
  • Ehegattenunterhalt: Ehegatten sind sich während der Ehe gegenseite Unterhalt schuldig. Das bedeutet, dass sie gemeinsam für die Führung des Haushalts zuständig sind. In einigen Ausnahmefällen kann ein Eheparnter dem anderen auch nach der Scheidung noch Unterhalt schuldig sein.

Die Höhe der Unterhaltszahlung ist von der persönlichen Situation des Unterhaltpflichtigen und des Unterhaltberechtigten abhängig. Zudem spielt auch die Form der Unterhaltpflicht eine Rolle. Lässt sich beispielsweise ein Ehepaar mit Kindern scheiden, so hat der Kindesunterhalt stets Vorrang vor dem Ehegattenunterhalt.

Unterhaltszahlung Steuererklärung
Grundsätzlich gilt, dass die Unterhaltszahlung bei der Steuererklärung angegeben werden kann. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass der Unterhaltszahlende und der Ex-Partner kein Kindergeld erhalten. Ist diese Bedingung erfüllt so könne für das Jahr 2022 10.347 € Unterhaltskosten geltend gemacht werden.

Unterhaltszahlung an Kinder: Was sind Eltern ihren Kindern schuldig?

Unterhaltszahlung: Wer muss wem wie viel Unterhalt zahlen?Kinder haben gegenüber ihren Eltern grundsätzlich einen Anspruch auf Unterhalt. Solange beide Eltern zusammen mit dem Kind in einem Haushalt leben, erfolgt dies automatisch. Kompliziert wird es, wenn sich die Eltern trennen bzw. scheiden lassen. In solch einem Fall, muss der Elternteil, der nicht mit dem Kind im selben Haushalt lebt die Unterhaltszahlung leisten. Der andere Elternteil erfüllt seine Unterhaltspflicht durch die Erziehung des Kindes.

Welche Voraussetzungen müssen für die Unterhaltzahlung an Kinder erfüllt werden?

Minderjährige Kinder haben gegenüber ihrer Eltern grundsätzlich einen Anspruch auf die Unterhaltszahlung, denn sie gelten als hilfsbedürftig. Das bedeutet, dass Eltern dazu verpflichtet sind, ihre minderjährigen Kinder finanziell zu versorgen. Sind die Kinder bereits volljährig, so haben sie nur noch dann Anspruch auf die Unterhaltszahlung, wenn sie sich in der erstausbildung befinden.

Wichtig
Kinder gelten grundsätzlich als hilfsbedürftig. Denn auch wenn sie beispielsweise eigenes Vermögen haben, oder ein Gehalt bekommen, so sind sie nicht dazu verpflichtet dieses einzusetzen.

In Ausnahmefällen können Eltern für die Unterhaltszahlung an Kinder nicht herangezogen werden. Dies ist dann der Fall, wenn die Eltern bzw. ein Elternteil nicht leistungsfähig ist. Nicht leistungsfähig bedeutet, dass die Person sich nicht selbst versorgen kann bzw. nicht dazu in der Lage wäre, sollte sie Unterhalt zahlen müssen. Dennoch gilt hier eine gesteigerte Leistungspflicht. Der Elternteil muss demnach nachweisen, dass er seine Leistungsunfähigkeit nicht beheben kann.

Wie hoch ist die Unterhaltszahlung an Kinder?

Leben die Kinder gemeinsam bei den beiden Elternteilen, so erfolgt die Unterhaltszahlung an Kinder in Form der Deckung der Alltagskosten, wie beispielsweise der Wohnungs- und Nahrungskosten. Trennen sich die Eltern jedoch, so erfüllt der eine Elternteil seine Unterhaltspflicht durch die Erziehung des Kindes und der andere durch eine monatliche finanzielle Leistung. Wie hoch die Unterhaltszahlung in diesem Fall ist, hängt von zwei Faktoren ab:

  1. Alter des Kindes
  2. Gehalt des Leistungsträgers

Die genau Höhe der zu zahlenden Leistung, kann in der sogenannte Düsseldorfer Tafel nachgelesen werden. Hier wird zwischen insgesamt 15 Einkommensstufen und 4 Altersklassen unterschieden.

Düsseldorfer Tafel 2022
Einkommensstufe Nettoeinkommen Betrag nach Altersstufen
0 bis 5 Jahren 6 bis 11 Jahren 12 bis 17 Jahren ab 18 Jahren
1 bis 1.900 396 455 533 569
2 1.901 - 2.300 419 478 560 598
3 2.301 - 2.700 436 501 587 626
4 2.701 - 3.100 456 524 613 655
5 3.101 - 3.500 476 546 640 683
6 3.501 - 3.900 507 583 683 729
7 3.901 - 4.300 539 619 725 774
8 4.301 - 4.700 571 656 768 820
9 4.701 - 5.100 602 692 811 865
10 5.101 - 5.500 634 728 853 911
11 5.501 - 6.200 666 765 896 956
12 6201 - 7.000 697 801 939 1002
13 7.001 - 8.000 729 838 981 1047
14 8.001 - 9.500 761 874 1024 1093
15 9.501 - 11.000 792 910 1066 1138

Beispiel: Ein Elternteil, dem weniger als 1.900 € im Monat zur Verfügung steht und Unterhalt für eine 10-jähriges Kind zahlen muss, schuldet diesem monatlich 455 €. Eine Person mit einem Nettoeinkommen von 6.000 und einem 16-jährigen Kind, muss eine Unterhaltszahlung von monatlich 896 € zahlen.

Wichtig
Bei der Berechnung des Unterhaltszahlung an Kinder muss zudem das Kindergeld berücksichtigt werden. Dieses steht beiden Elternteilen zu, wird aber meist der Person ausgezahlt, bei der das Kind im Haushalt lebt. Von der Unterhaltszahlung wird in solch einem Fall die Hälfte des Kindergeldes abgezogen.

Wie lange muss die Unterhaltzahlung an Kinder gezahlt werden?

Grundsätzlich gilt, dass Eltern gegenüber ihren Kindern bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres unterhaltspflichtig sind. Doch in einigen Fällen bleibt die Unterhaltspflicht auch darüber hinaus bestehen. Dies ist dann der Fall, wenn das Kind sich in der Erstausbildung befindet. Erst mit Beginn des 27. Lebensjahres endet der Unterhaltsanspruch.

Zur Erstausbildung zählt sowohl eine Ausbildung, als auch ein Studium, ein Wehrdienst und die Absolvierung eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ).

Unterhaltzahlung an Ehegatten: Was sind (Ex-)Ehegatten sich gegenseitig schuldig?

Unterhaltszahlung: Wer muss wem wie viel Unterhalt zahlen?

Zwar ist die Unterhaltspflicht für Kinder die wohl bekannteste Unterhaltspflicht, doch gibt es auch andere Situationen, in denen eine Person einer anderen eine Unterhaltszahlung schuldig ist. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn zwei Personen sich scheiden lassen.

Welche Voraussetzungen müssen für den Trennungs- bzw. Ehegattenunterhalt erfüllt werden?

Ehegatten sind einander gegenüber unterhaltsverpflichtet. Man spricht hier von dem sogenannten Ehegattenunterhalt. Diese Unterhaltspflicht endet nicht automatisch mit der Trennung bzw. Scheidung. In einigen Fällen schuldet ein Ex-Partner dem anderen eine Unterhaltszahlung. Für den sogenannten Trennungsunterhalt müssen allerdings zwei Voraussetzungen erfüllt werden:

  • Einer der beiden Partner muss hilfsbedürftig sein. Das bedeutet, dass er seinen Unterhalt nicht aus eigener Kraft bestreiten kann.
  • Der andere Partner muss leistungsfähig sein. Das bedeutet, dass sein Gehalt bzw. Vermögen ausreicht, um den anderen finanziell zu unterstützen, ohne selbst hilfsbedürftig zu werden.
Achtung
Der Trennungsunterhalt wird nur während der Trennungsphase gewährt. Sobald die Scheidund offiziell vollzogen wurde, endet der Anspruch auf die Unterhaltszahlung.

In einigen seltenen Fällen kann nach Beendigung des Anspruchs auf den Trennungsunterhalt ein sogenannter nachehelicher Unterhalt gefordert werden. Hierfür müssen allerdings bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden:

  • Aus der Ehe entstammt ein gemeinsames Kind, welches unter drei Jahre alt ist.
  • Der Ex-Partner ist arbeitsunfähig und zwar aus gesundheitlichen Gründen, aufgrund seines Alters oder aus sonstigen unverschuldeten Gründen.
  • Der Ex-Partner hat kein ausreichendes Einkommen, um sich selbst zu versorgen und ist somit hilfsbedürftig.
  • Der Ex-Partner muss aufgrund von Nachteilen, die aus der Ehe herausgehen, eine Umschulung bzw. neue Ausbildung machen.

Wie hoch ist die Unterhaltszahlung für den Ex-Ehegatten?

Wie hoch diese Unterhaltszahlung für Ex-Ehpartner ist, hängt von dem Einkommen der beiden betroffenen Ex-Ehegatten ab. Ist einer der beiden Partner nicht erwerbstätig, so wird die sogenannte 3/7-4/7-Regelung angewendet. Das bedeutet, dass die erwerbstätige Person 4/7 ihres Gehaltes behalten kann und 3/7 ihres Gehaltes an die andere Person zahlen muss. Sind jedoch beide Partner erwerbstätig, so wird das Jahreseinkommen beider Personen zusammengerechnet und durch zwei geteilt. Die Person, die mehr verdient, muss der anderen die Differenz auszahlen.

Sollte der nacheheliche Unterhalt gewährt werden, so wird dieser anhand des Gehaltes der beiden Partner berechnet. Hier wird also jeder Einzelfall geprüft, so dass keine allgemeine Aussage über die Höhe der Unterhaltszahlung gemacht werden kann.

Wie lange muss die Unterhaltszahlung für den Ex-Partner gezahlt werden?

Grundsätzlich gilt, dass die Ex-Ehepartner nach der Trennung für die Bestreitung ihres Unterhaltes verantwortlich sind. Wie bereits erwähnt, kann es hier jedoch Ausnahmen geben, wenn beispielsweise einer der beiden ehemaligen Ehegatten hilfebedürftig ist. Wie lange die Unterhaltszahlung gezahlt werden muss, ist von der Unterhaltsform abhängig:

  • Der Trennungsunterhalt: Diese Unterhaltszahlung muss ausschließlich während der Trennungsphase gezahlt werden. Sind die Ehegatten also offiziell geschieden, gilt auch der Anspruch auf die finanzielle Unterstützung nicht mehr.
  • Der nacheheliche Unterhalt: Hier ist die Dauer von den Gründen abhängig, für die die Unterhaltszahlung gewährt wurde. Hängt es beispielsweise mit dem gemeinsamen Kind zusammen, so endet der Anspruch mit der Vollendung des 3. Lebensjahres dieses Kindes. Ist der Ex-Partner arbeitsunfähig, so bleibt der Anspruch dauerhaft bestehen.

Wie hoch ist der Selbsterhalt bei der Unterhaltszahlung?

Unterhaltszahlung: Wer muss wem wie viel Unterhalt zahlen?Damit eine Unterhaltspflicht bestehen kann, müssen zwei grundlegende Bedingungen erfüllt werden. Zum einen muss der Empfänger der Unterhaltszahlung bedürftig sein, zum anderen muss der Unterhaltspflichtige leistungsfähig sein. Leistungsfähig, das bedeutet, dass die betroffene Person sich nach der Zahlung des Unterhalts noch selbstversorgen kann.

Um die Leistungsfähigkeit einer Person zu berechnen, wird ein sogenannter Selbstbehalt ermittelt. Bei dem Selbsterhalt handelt es sich um den Eigenbedarf einer Person. Wie hoch der gewehrleistete Selbsterhalt ist, hängt davon ab wer der Unterhaltsbedürftige ist und ob der Unterhaltspflichtige erwerbstätig ist.

Selbsterhalt 2022 bei der Unterhaltszahlung
Unterhaltsbedürftiger Erwerbstätiger Unterhaltspflichtiger Nicht erwerbstätiger Unterhaltspflichtiger
Minderjährige Kinder 1.160 € 960 €
Volljährige Kinder 1.400 € 1.400 €
Getrennt lebende Ehegatten 1.280 € 1.160 €
Nichtehelicher Elternteil 1.280 € 1.160 €
Eltern 2.000 € 2.000 €
Weitere häufig gestellte Fragen

Camille ist seit Januar 2022 Redakteurin im Team von DeinHilfexpert und schreibt Artikel für den Ausbau des deutschen Servicebereichs. Sie absolviert derzeit ein duales Studium an der ISCOM Schule in Paris und im Unternehmen DeinHilfexpert.


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