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Urlaubsgeld berechnen: Wer hat Anspruch auf wie viel Geld?

14. Oktober 2022 von Camille - 7 Minuten Lesezeit

Urlaubsgeld berechnen: Wer hat Anspruch auf wie viel Geld?

Urlaubsgeld ist eine Leistung, die auf dem Arbeitsmarkt vom Arbeitgeber an den Arbeitnehmer zusätzlich zum Gehalt gezahlt wird. Sie möchten wissen wer Anspruch auf diese Leistung hat, wie hoch diese ist und wann sie ausgezahlt wird? Dein Hilfexpert hat die Antwort auf all Ihre Fragen.

Was ist Urlaubsgeld?

Urlaubsgeld ist eine Sonderzahlung des Arbeitgebers, die dieser zusätzlich zum regulären Gehalt an seine Arbeitnehmer zahlt. Hierbei handelt es sich allerdings um eine freiwillige Leistung, die nicht im Arbeitsrecht festgelegt ist. Das bedeutet, dass die Arbeitgeber nicht dazu verpflichtet sind ihren Arbeitgebern Urlaubsgeld zu zahlen.

Urlaubsgeld ist unter mehreren verschiedenen Namen bekannt. So wird die Leistung beispielsweise auch Urlaubsgratifikation, zusätzliches Urlaubsgeld oder 14. Monatsgehalt genannt.

Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI), das zur Hans-Böckler-Stiftung gehört, führte zwischen 2021 und 2022 eine Studie zum Thema Urlaubsgeld durch. Hier kam heraus, dass 74 Prozent der Beschäftigten mit Tarifgehalt die Sonderzahlung erhalten. Allerdings bekommen nur 36 Prozent der Beschäftigten ohne Tarifgehalt die Sonderleistung.

Wichtig
Das Urlaubsgeld sollte nicht mit dem Urlaubsentgelt verwechselt werden. Das Urlaubsgeld ist eine freiwillige Sonderzahlung des Arbeitgebers, während das Urlaubsentgelt die Weiterzahlung des Lohns bzw. Gehalts während des Urlaubs ist.

Wie wird Urlaubsgeld berechnet?

Urlaubsgeld berechnen: Wer hat Anspruch auf wie viel Geld?Da es keine gesetzliche Grundlage für das Urlaubsgeld gibt, gibt es auch keine Vorgaben bezüglich der Höhe der Sonderzahlung. Die bereits erwähnte WSI-Studie hat festgestellt, dass die Höhe des Urlaubsgeldes für das Jahr 2022 sehr unterschiedlich ausfällt und zwischen 180 und 2.627 € beträgt. Der Betrag hängt hauptsächlich von der Branche ab:

  • Ein Arbeitnehmer der Holz- und Kunststoffindustrie erhält im Durchschnitt 2627 €.
  • Ein Arbeitnehmer des Einzelhandels erhält im Durchschnitt 1393 €.
  • Ein Arbeitnehmer der Textilindustrie erhält im Durchschnitt 675 €.
  • Ein Arbeitnehmer der Landwirtschaft erhält im Durchschnitt 195 €.

Einige Webseiten bieten die Möglichkeit die Höhe des Urlaubsgelds online zu berechnen. Auf diese Weise kann sich ein erster Überblick verschafft werden. Hierbei werden Faktoren berücksichtigt, wie beispielsweise:

  • die Wochenarbeitszeit und -tage,
  • die Höhe des Gehalts,
  • die Anzahl der Urlaubstage etc.
Achtung
Die Urlaubsgeld Rechner bieten den Nutzern die Möglichkeit sich einen ersten Überblick über ihren Anspruch zu verschaffen. Sie haben auf den errechneten Betrag jedoch keinesfalls Anspruch. Die genau Höhe ist nämlich oftmals, wie bereits erwähnt von den ausgehandelten und vertraglich festgelegten Beträgen abhängig.

Urlaubsgeld Anspruch: Wer bekommt die Sonderzahlung?

Obwohl es keinen gesetzlichen Anspruch auf das Urlaubsgeld gibt, kann der Arbeitgeber in einigen Fällen dazu verpflichtet sein diese Sonderleistung an seine Arbeitnehmer auszuzahlen. Dies ist dann der Fall, wenn eine gesonderte Vereinbarung vorliegt. Diese kann sowohl in Form eines Einzel- als auch eines Kollektivvertrags bestehen. Beispiele für solche Verträge sind:

  • Tarifvertrag: Die Tarifvertragsparteien, also Vertreter von Arbeitgebern auf der einen Seite und Vertreter von Arbeitnehmern auf der anderen Seiten verhandeln über den Anspruch auf Urlaubsgeld und bestimmen in welchem Rahmen die Sonderzahlung gewährt werden soll. Ist sie beispielsweise abhängig vom Urlaubsentgelt und wird demnach nur gezahlt, wenn der Arbeitnehmer seinen Urlaub tatsächlich antritt oder handelt es sich um eine unabhängig Leistung.
  • Betriebsvereinbarungen: Der Arbeitgeber verhandelt mit dem Betriebsrat über den Anspruch auf die Zusatzzahlung. Allerdings ist eine Regelung über Urlaubsgeld in der Betriebsvereinbarung eher selten, da der Tarifvorrang diese Regelung in den meisten Fällen ungültig macht.
  • Arbeitsvertrag: Der Arbeitnehmer verhandelt direkt mit dem Arbeitgeber über seinen Anspruch auf die Zusatzzahlung. Hier wird im Einzelfall über die Höhe des Anspruchs und die Dauer des Anspruches entschieden.
Achtung
In Betrieben gilt ein sogenanntes Gleichbehandlungsgrundsatz. Laut diesem Grundsatz können Arbeitgeber einzelne Personen bzw. Gruppen nicht ohne sachlichen Grund von einer begünstigten Regelung ausnehmen. Sachliche Gründe können beispielsweise die Arbeitsleistung, Berufserfahrung oder weitere Qualifikationen sein.

Der Anspruch auf Urlaubsgeld kann zudem aus einer sogenannte Betrieblichen Übung hervorgehen. Diese liegt dann vor, wenn der Arbeitgeber eine bestimmte Leistung regelmäßig ausgezahlt hat und der Arbeitnehmer sich darauf verlassen kann, dass dies auch in Zukunft der Fall sein wird. Zahlt der Arbeitgeber drei Jahre hintereinander die Zusatzzahlung, so ist er dazu verpflichtet dies auch in Zukunft zu tun.

Für Arbeitnehmer des öffentlichen Dienst gibt es seit 2006 kein gesondertes Urlaubsgeld mehr. Stattdessen erhalten die Personen eine Jahressonderzahlung, deren Höhe von der Entgeltgruppe abhängig ist. Für Beamte wurde der Anspruch auf Urlaubsgeld in den vergangenen Jahren weitestgehend abgeschafft bzw. wie bei den Arbeitnehmern des öffentlichen Dienstes in einer Jahressonderzahlung zusammengefasst.

Wann bekommt man Urlaubsgeld?

Arbeitgeber, die sich dazu entscheiden das Urlaubsgeld zu gewähren, haben mehrere Möglichkeiten was den Auszahlungszeitpunkt betrifft. Viele Arbeitgeber entscheiden sich hier für die klassische Variante. Das bedeutet, dass die Zusatzzahlung einmal im Jahr an einem festgelegten Stichtag auszahlen. In den meisten Fällen handelt es sich hierbei um den Monat Juni: 6 Monate nach dem Weihnachtsgeld und kurz vor dem Sommerurlaub.

Urlaubsgeld bei Kündigung
Verlässt ein Arbeitgeber das Unternehmen kurz nachdem er das Urlaubsgeld erhalten hat, stellt sich die Frage, ob er dieses zurückzahlen muss oder behalten darf. Im Normalfall gilt, dass der Arbeitgeber keinen Anspruch auf Rückzahlung stellen kann. Entscheidend ist jedoch der Vertrag in dem über die Zusatzzahlung entschieden wurde, z.B. Tarif- oder Arbeitsvertrag.

Urlaubsgeld berechnen: Wer hat Anspruch auf wie viel Geld?Arbeitgeber haben jedoch auch die Möglichkeit das Urlaubsgeld in Abhängigkeit zum Urlaubsanspruch auszuzahlen. Hier zahlt der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer für jeden Monat in dem dieser mindestens einen Urlaubstag genommen hat, das entsprechende Urlaubsgeld. Im Rückkehrschluss bedeutet das allerdings, dass der Arbeitnehmer die (vollständige) Sonderzahlung nicht erhält, wenn er keinen bzw. nicht seinen gesamten Urlaub nimmt.

Eine weitere Möglichkeit ist die monatliche Auszahlung des Urlaubsgeldes. Hier wird die Sonderzahlung jeden Monat ausgezahlt, so dass der Arbeitgeber jeden Monat einen Bonus zusätzlich zu seinem Gehalt erhält.

Wie wird Urlaubsgeld versteuert?

Grundsätzlich gilt, dass das Urlaubsgeld zum steuerpflichtigen Arbeitslohn gehört. Zudem ist die Sonderzahlung in der Regel auch sozialversicherungspflichtig. Wie das Urlaubsgeld steuerlich abgesetzt wird, ist abhängig von der Auszahlungsart, d.h. davon ob die Leistung einmal im Jahr oder monatlich ausgezahlt wird.

Das Urlaubsgeld ist sozialversicherungspflichtig. Allerdings muss nur bis zur sogenannten Beitragsbemessungsgrenze gezahlt werden. Das bedeutet, dass das Gehalt nur bis zu einer bestimmten Grenze herangezogen werden kann. Für die Kranken– und Pflegeversicherung liegt diese Grenze im Jahr 2022 bei monatlich 4.837,50 €. Für die Renten– und Arbeitslosenversicherung bei monatlich 7.050 € (west) bzw. 6.750 € (ost).

In den meisten Fällen, das bedeutet, wenn das Urlaubsgeld einmal jährlich ausgezahlt wird, ist die Sonderzahlung als sonstiger Bezug einzuordnen. Die zu zahlenden Steuern werden wie folgt berechnet: Die Lohnsteuer wird einmal mit und einmal ohne die Zusatzzahlung berechnet. Die Differenz zwischen diesen beiden Ergebnissen ist die Steuer, die von dem Urlaubsgeld abgeführt wird.

Weitere Informationen
Sie möchten wissen auf welche weiteren Zusatzleistungen Sie als Arbeitnehmer Anspruch haben? Dann lesen Sie unseren Artikel über Essensmarken und ihre Einsatzmöglichkeiten.

Zahlt der Arbeitgeber das Urlaubsgeld jedoch monatlich, so wird es nicht als sonstiger Bezug eingeordnet. Stattdessen gehört die Sonderzahlung dann zum Arbeitslohn und wird zusammen mit diesem Lohn versteuert.

Achtung
Auch Personen, die einen Minijob haben, können potenziell Urlaubsgeld bekommen. Sie dürfen jedoch monatlich nicht mehr als 450 € verdienen. Das sind 5.400 € jährlich. Wird dieser Betrag überschritten, so wird der Arbeitnehmer versicherungspflichtig. Der Arbeitnehmer sollte demnach ggf. auf die Sonderzahlung verzichten. Dies muss er seinem Arbeitgeber vor beginn der Tätigkeit schriftlich mitteilen.
Weitere häufig gestellte Fragen

Camille ist seit Januar 2022 Redakteurin im Team von DeinHilfexpert und schreibt Artikel für den Ausbau des deutschen Servicebereichs. Sie absolviert derzeit ein duales Studium an der ISCOM Schule in Paris und im Unternehmen DeinHilfexpert.


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