Gesundheit

Krankentagegeld: Welche Leistungen bietet die Versicherung?

26. Juli 2022 von Clara - 7 Minuten Lesezeit

Krankentagegeld: Welche Leistungen bietet die Versicherung?

Krankentagegeld ist eine private Versicherungsleistung des deutschen Gesundheitssystems, die im Krankheitsfall Einkommensausfälle ausgleichen soll. Sie möchten wissen welche Versicherungsleistungen genau angeboten werden und für wen die Zusatzversicherung sinnvoll ist? Dein Hilfexpert hat die Antworten auf Ihre Fragen.

Was ist Krankentagegeld?

Das Krankentagegeld ist ein Einkommensausgleich, für Personen, die mehrere Wochen bzw. Monate lang krank sind und nicht arbeiten können. Anspruch auf diese Leistung haben Personen, die eine sogenannte Krankentagegeldversicherung abgeschlossen haben.

Was ist der Unterschied zwischen Krankentagegeld und Krankengeld?
Das Krankentagegeld ist eine Leistung der privaten Krankenversicherung, während das Krankengeld von der gesetzlichen Krankenversicherung angeboten wird. Beide bieten bei krankheitsbedingter Arbeitsunfähigkeit einen Einkommensausgleich, doch richten sich die Leistungen an unterschiedliche Personengruppen. So können nur gesetzlich Versicherte Krankengeld in Anspruch nehmen, während eine private Krankentagegeldversicherung von jedem abgeschlossen werden kann.

Das Krankentagegeld kann dann beansprucht werden, wenn eine versicherte Person beispielsweise nach einem Unfall oder einer Operation mehrere Wochen oder gar Monate nicht arbeiten kann. Bei Angestellten zahlt der Arbeitgeber 6 Wochen lang das Gehalt weiter anschließend erhalten gesetzlich Versicherte das Krankengeld und privat Versicherte das Krankentagegeld.

Auch für gesetzlich Versicherte kann sich eine Krankentagegeldversicherung lohnen. Denn besonders bei Gutverdienern gleicht das Krankengeld das Gehalt oftmals nicht aus. Das Krankentagegeld bietet hier einen ergänzenden Einkommensausgleich.

Anders sieht es bei Selbstständigen und Freiberuflern aus. Diese erhalten im Krankheitsfall keine Gehaltsfortzahlung und sind demnach bereits zu Beginn der Krankheit von Versicherungsleistungen abhängig. Auch hier gilt, wer freiwillig gesetzlich versichert ist, erhält in den meisten Fällen das Krankengeld, andernfalls ist eine private Krankentagegeldversicherung notwendig.

Für Beamte ist eine Krankentagegeldversicherung unnötig. Fällt ein Beamter aufgrund von Krankheit für einen längeren Zeitraum aus, so wird ihm sein Gehalt ohne bestimmte Frist von seinem Dienstherr ausgezahlt.

Wann wird das Krankentagegeld ausgezahlt?

Krankentagegeld: Welche Leistungen bietet die Versicherung?

Das Krankentagegeld wird dann ausgezahlt, wenn ein Arbeitnehmer aufgrund von Krankheit für einen längeren Zeitraum nicht arbeiten kann. Dies kann beispielsweise nach einem schweren Unfall oder einer umfangreichen Operation der Fall sein. Voraussetzung für die Auszahlung der Versicherungsleistung ist jedoch, dass vollständige Arbeitsunfähigkeit vorliegt. Dies muss ärztlich belegt werden.

Der ärztliche Nachweis muss bestätigen, dass der Versicherte seinen Beruf unter keinen Umständen ausüben kann. Kann die betroffene Person beispielsweise ihre bisherige Tätigkeit noch teilweise verrichten oder hält der Arzt eine stufenweise Eingliederung für sinnvoll, so kann dies bereits bedeuten, dass die Person das Krankentagegeld nicht erhält.

Kann die versicherte Person zwar einzelne Aufgaben verrichten, die jedoch nicht im Zusammenhang zueinander stehen und demnach nicht zur sinnvollen Arbeitsverrichtung beitragen, so besteht Anspruch auf das Krankentagegeld.

Werden die Voraussetzungen erfüllt und können diese nachgewiesen werden, so erhält der Versicherte das Krankentagegeld für den Zeitraum der Arbeitsunfähigkeit. Wann dieser Zeitraum beginnt, ist abhängig von der Situation des Versicherten:

  • Angestellte erhalten im Fall von Krankheit von ihrem Arbeitgeber sechs Wochen lang die sogenannte Lohnfortzahlung. Das Krankentagegeld erhalten sie in den meisten Fällen nach Ablauf dieser Zeit.
  • Selbstständige erhalten das Krankentagegeld nach Ablauf der sogenannten Karenzzeit. Diese wird bei Vertragsschluss zwischen dem Versicherten und der Versicherungsgesellschaft vereinbart und kann entweder 12, 21, 28 oder 42 Tage betragen.
  • Einige Versicherungen bietet besondere Tarife für Ärzte und andere besondere Berufsgruppen wie beispielsweise Profisportler an. Hier gibt es die Möglichkeit längere Karenzzeiten zu beantragen.
Krankentagegeld: Wie lange wird die Leistung ausgezahlt?
Grundsätzlich gilt, dass es keine Leistungshöchstdauer beim Krankentagegeld gibt. Das bedeutet, dass der Versicherte die Leistung so lange erhält bis er wieder arbeitsfähig ist oder bis er ggf. als berufsunfähig eingestuft wird. Im Falle der Berufsunfähigkeit, müsste der Versicherte die Leistungen der Berufsunfähigkeitsrente in Anspruch nehmen.

Krankentagegeld berechnen: Wie hoch ist die Leistung?

Die Höhe des Krankentagegeldes wird bei Versicherungsabschluss zwischen dem Versicherten und der Versicherungsgesellschaft vereinbart. Der Versicherte sollte sich demnach vorab Gedanken darüber machen wie viel Krankentagegeld im Versicherungsfall benötigen würde. Das Ergebnis fällt demnach für jeden Versicherten unterschiedlich aus.

Wichtig
Das Krankentagegeld darf in keinem Fall das Nettogehalt des Versicherten überschreiten. Man spricht hier von Bereicherungsverbot. Sollte sich das Nettoeinkommen nach Abschluss der Versicherung verringern, so muss die Versicherungsgesellschaft umgehend informiert werden. Andernfalls zahlt der Versicherte mehr als er im Versicherungsfall ausbezahlt bekommen würde.

Grundsätzlich sollte sich der Versicherte einen Überblick über seine laufenden Kosten verschaffen und sich überlegen welche davon im Krankheitsfall gedeckt werden müssen. Beispielsweise müssen Miete und Stromkosten stets beglichen werden, während Fahrtkosten im Krankheitsfall meist wegfallen. Zudem können Kosten für Medikamente und Arztbehandlungen dazukommen.

Achtung
Je nach persönlicher Situation, können spezifische Kosten Anfallen. Hierzu gehören für Selbstständige laufende Betriebskosten, die auch im Krankheitsfall gedeckt werden müssen. Angestellte die privat versichert sind, sollten bedenken, dass durch den Wegfall des Gehaltes auch der Arbeitnehmeranteil an ihrer Privatversicherung entfällt und sie somit die gesamten Kosten für ihre Krankenversicherung tragen müssen.

Nachdem ermittelt wurde wie viel Geld die betroffene Person im Monat benötigt, kommt es darauf an, ob sie im Krankheitsfall Krankengeld erhält. Ist dies der Fall, sollte berechnet werden wie hoch der Anspruch ist und wie viele Kosten damit gedeckt werden. Das Krankentagegeld dient dann nur dazu die Lücke zwischen den beiden Beträgen zu füllen.

Wie hoch ist das Krankengeld?
Die Höhe des Krankengeldes ist von dem Gehalt des Versicherten abhängig. Krankengeld beträgt in der Regel 70 Prozent des Bruttogehaltes, darf aber die 90 Prozent des Nettogehaltes nicht überschreiten. Von dem Betrag wird zudem der Sozialversicherungsbeitrag abgezogen. Zudem gibt der Gesetzgeber eine Grenze vor, die nicht überschritten werden kann. So kann auch bei sehr hohen Gehältern das Krankengeld nicht über 3.386 € brutto und 2.979 € netto liegen.

Wie findet man die passenden Krankentagegeldversicherung?

Da es sich bei der Krankentagegeldversicherung um eine private Zusatzversicherung handelt, kann der Betroffene frei zwischen den privaten Versicherungsanbietern wählen. Grundsätzlich ist es auch möglich die Versicherung zu wechseln, doch kann dies Nachteile für den Versicherten haben:

  • Altersrückstellungen: Die meisten Versicherungen bieten Tarife mit Altersrückstellungen. Das bedeutet, dass der Versicherte Rücklagen fürs Alter anspart, so dass es später zu keinen dramatischen Preiserhöhungen kommen muss. Wechselt er allerdings die Versicherung, so fallen ein Großteil dieser Rückstellungen weg, was wiederum Einfluss auf den neuen Tarif haben kann.
  • Gesundheitsfragebogen: Die meisten Versicherungen bitten potentielle Versicherte um das Ausfüllen eines Gesundheitsfragebogens. Hier wird bewertet wie wahrscheinlich das Eintreten des Versicherungsfalls ist. Das Ergebnis hat einen ausschlaggebenden Einfluss auf den Tarif und kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass der Antrag abgelehnt wird. Wer im Alter die Versicherung wechselt sollte die einberechnen.

Krankentagegeld: Welche Leistungen bietet die Versicherung?Für Personen, die Anspruch auf Krankentagegeld haben möchten, lohnt es sich demnach vorab die verschiedenen Versicherungen miteinander zu vergleichen und von vornherein die passende Krankentagegeldversicherung zu wählen. Hierbei können beispielsweise die folgenden Kriterien bei der Wahl weiterhelfen:

  • Verzichtet die Versicherung auf das ordentliche Kündigungsrecht? Grundsätzlich können die Versicherungsanbieter dem Versicherten innerhalb der ersten drei Vertragsjahre grundlos kündigen. Verzichtet eine Versicherung auf dieses Recht, so muss der Versicherte nicht befürchten, dass er seinen Versicherungsanspruch verliert, wenn er beispielsweise bereits im ersten Jahr die Leistung in Anspruch nimmt.
  • Gibt es Geld bei der Wiedereingliederung in den Beruf? Oftmals ist es nach langer Krankheit nicht möglich den Beruf direkt erneut in Vollzeit auszuüben. Einige Versicherungen bieten die Möglichkeit in solch einem Fall weiterhin das Krankentagegeld auszuzahlen.
  • Zahlt die Versicherung das Krankentagegeld während der Reha? Einige Versicherungen zahlen das Krankentagegeld nicht während eines Reha-Aufenthaltes, andere hingegen sind bereit den Einkommensausgleich auch während dieser Phase auszuzahlen.
Weitere Informationen
Sie möchten mehr über mögliche Zusatzversicherungen erfahren? Dann lesen Sie beispielsweise unseren Artikel über die Krankenhauszusatzversicherung.

Clara ist seit März 2022 Teil des Dein Hilfexpert-Teams und Expertin für den deutschen Finanzhilfenmarkt. Zögern Sie nicht sie bei Fragen rund um das Thema Finanzhilfe, Förderprogramme etc. zu kontaktieren.


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