Pflegetagegeld: Lohnt sich die Zusatzversicherung?
28. November 2022 von Clara - 6 Minuten Lesezeit
Das Pflegetagegeld ist eine Form der Pflegezusatzversicherung. Sie möchten wissen, wie sinnvoll diese Pflegeversicherung ist und wann man den Vertrag am besten abschließen sollte? Dein Hilfexpert hat alle wichtigen Informationen für Sie zusammengetragen.
Was ist das Pflegetagegeld?
Das Pflegetagegeld ist eine der insgesamt drei Formen der privaten Pflegezusatzversicherung. Ziel dieser Versicherungen ist es, die Lücke zwischen Pflegekosten und den Leistungen der allgemeinen Pflegeversicherung zu schließen. Denn sowohl die gesetzliche als auch dieprivate Pflegeversicherung decken im gesundheitlichen Pflegefall nicht alle anfallenden Kosten.
Bis zu welchem Betrag die allgemeine Pflegeversicherung die Pflegekosten übernimmt, hängt von dem Pflegegradder betroffenen Person ab sowie davon, ob die Person zu Hause oder im Pflegeheim gepflegt wird.
Beispiel: Eine Person mit einem Pflegegrad 2, erhält von der Pflegeversicherung monatlich 316 € für die Pflege zu Hause durch Angehörige. Zusätzlich können der Entlastungsbetrag von 125 € und die 40 € für Hilfsmittel eingesetzt werden. Angenommen, die Gesamtkosten der Pflege liegen bei 1000 €, so muss der Betroffene dennoch monatlich 519 € aus eigener Tasche zahlen.
Welche anderen Pflegezusatzversicherungen gibt es?
Insgesamt gibt es drei Pflegezusatzversicherungen: das Pflegetagegeld, die Pflegekostenversicherung und die Pflegerentenversicherung. In allen drei Fällen handelt es sich um eine private Zusatzversicherung, die der Deckung der Pflegekosten im Pflegefall dient.
Mit dem Pflegetagegeld erhält die pflegebedürftige Person einen vorab vertraglich festgelegten Tagessatz, den er zur Deckung der restlichen Pflegekosten einsetzen kann. Dieses Pflegetagegeld wird nicht täglich, sondern monatlich überwiesen. Zudem ist diese Leistung nicht zweckgebunden, das bedeutet, dass das Geld für jegliche Formen der Pflege genutzt werden kann. Nachweise müssen nicht vorgelegt werden.
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Laut dem Statistischen Bundesamt sind aktuell 4,1 Millionen Menschen in Deutschland pflegebedürftig. Hiervon betroffen sind vor allem Senioren:
29, 7 Prozent aller Frauen und 21,7 Prozent aller Männer zwischen 80 und 84 Jahren
55,1 Prozent aller Frauen und 39, 6 Prozent aller Männer zwischen 85 und 89 Jahren
80,9 Prozent aller Frauen und 63,9 Prozent aller Männer über 90 Jahren
Das Risiko, im Alter pflegebedürftig zu werden und auf Leistungen der Pflegeversicherung zurückgreifen zu müssen, ist demnach recht hoch. Ob eine Versicherung über Pflegetagegeld sinnvoll ist oder nicht, bleibt dennoch eine persönliche Entscheidung und hängt von der individuellen Situation der jeweiligen Person ab.
Die wichtigste Frage, die sich hierbei stellt, ist, ob die jeweilige Person die Pflegekosten auch ohne Zusatzversicherung tragen könnte:
Hat bzw. rechnet die Person mit einer ausreichenden Rente?
Hat die Person Vermögen, z.B. Immobilien?
Kann die Person ausreichend Geld zurücklegen, um die Pflegekosten selbst zu bezahlen?
Das Pflegetagegeld ist durchaus nicht die einzige Möglichkeit, sich im Alter abzusichern. Statt monatlich einen Versicherungsbeitrag zu zahlen, kann auch ein monatlicher Beitrag auf ein spezielles Sparkonto eingezahlt werden. Der Vorteil hierbei ist, dass das Geld im Pflegefall bereit liegt und andernfalls anderweitig eingesetzt bzw. vererbt werden kann.
Personen, die sich für das Pflegetagegeld entscheiden, sollten zudem sicher sein, dass sie die Kosten für die Versicherung dauerhaft tragen können. Die Beiträge können sich beispielsweise über die Jahre hinweg erhöhen, bzw. das Gehalt der Person ändern. Kündigt der Versicherte die Versicherung, so verliert er nicht nur den Versicherungsschutz, sondern auch die zuvor eingezahlten Beiträge.
Wer sich gegen das Pflegetagegeld oder eine andere Pflegezusatzversicherung entschieden hat und die Pflegekosten letztendlich nicht tragen kann, kann sich an das Sozialamt wenden und die sogenannte “Hilfe zur Pflege” beantragen. Da es sich hierbei um eine Sozialleistung handelt, muss die Person allerdings hilfebedürftig sein, d.h. kein ausreichendes Vermögen bzw. Einkommen haben. In einigen Fällen kann sich das Sozialamt an die Kinder der pflegebedürftigen Person wenden.
Pflegetagegeld Höhe: Wie viel Geld bekommt man im Pflegefall?
Wie hoch das Pflegetagegeld ist, hängt von mehreren Faktoren ab:
Mit welchem Versicherungsunternehmen wurde der Vertrag abgeschlossen?
Wie hoch sind bzw. waren die monatlich eingezahlten Beiträge?
Wie hoch ist der Pflegegrad des Versicherten?
Muss das Pflegetagegeld bei der Steuererklärung angegeben werden?
Nein, das Pflegetagegeld muss nicht bei der Steuererklärung angegeben werden und wird komplett netto ausbezahlt. Die Beiträge zu dieser Pflegezusatzversicherung können allerdings steuerlich abgesetzt werden, und zwar bis zu einem Höchstbetrag von 2.800 bzw. 1.900 €.
Grundsätzlich gilt, dass je höher die monatlich eingezahlten Beiträge waren bzw. sind, desto höher ist auch das Pflegetagegeld. Hierbei spielt jedoch auch das Alter des Antragstellers eine Rolle. Personen, die sich in frühen Jahren für das Pflegetagegeld entscheiden, zahlen monatlich oftmals geringere Beiträge als Personen, die den Vertrag erst später abschließen.
Beispiel 1: Eine 30 Jahre alte Frau entscheidet sich für das Pflegetagegeld und möchte bei der Allianz einen Vertrag über einen Pflegetagegeldsatz von 20 € (600 € monatlich) abschließen. Für den Standardtarif zahlt diese Frau monatlich 10,94 €. Im Pflegefall würde sie demnach 600 € Pflegetagegeld erhalten, um einen Teil ihrer Pflegekosten zu decken.
Achtung
Den Höchstsatz von monatlich 600 € erhält die Frau nur beim Pflegegrad 5. Bei einem Pflegegrad 1 bekommt sie beispielsweise nur 120 € im Monat.
Beispiel 2: Ein 40 Jahre alter Mann möchte einen Versicherungsvertrag über ein Pflegetagegeld bei der DKV abschließen. Auch er wünscht sich einen Tagesgeldsatz von 20 € (600 € im Monat). Der monatliche Betrag liegt hier bei 21,88 €. Dieser höhere Beitrag kann zum einen durch das Alter des Antragstellers und zum anderen durch den anderen Versicherungsbetrieb erklärt werden. Ein weitere Unterschied:
Bei einem Pflegegrad 1 erhält der Versicherte bereits 30 Prozent des Pflegetagegeldes (= 180 €).
Bei einem Pflegegrad 5 liegt das Pflegetagegeld sogar bei 150 Prozent des festgelegten Satzes (= 900 €).
Wichtig
Die Preise für das Pflegetagegeld der unterschiedlichen Versicherungsunternehmen sind schwer miteinander zu vergleichen. Grund dafür ist, dass die Angebote in vielerlei Hinsicht verschieden sind. Bei einigen Unternehmen muss beispielsweise auch im Pflegefall weiterhin in die Versicherung eingezahlt werden. Andere Unternehmen bieten einen geringen Betrag des Tagessatzes bei niedrigen Pflegegrad und häuslicher Pflege, aber zahlen bereits ab dem Pflegegrad 2 den vollen Satz aus, wenn der Versicherte im Pflegeheim betreut wird.
Weitere häufig gestellte Fragen
💰Welche Höhe ist beim Pflegetagegeld sinnvoll?
Wie hoch das Pflegetagegeld sein sollte ist von der persönlichen Situation des Versicherten abhängig.: Wie hoch wird seine Rente sein und wie viel Vermögen kann er für die Pflege einsetzen? Die Differenz zwischen Pflegekosten, Leistungen der Pflegekasse und eigenem Vermögen/ Einkommen, sollte dem Pflegetagegeld entsprechen.
⌚ Wann sollte man die Versicherung über Pflegetagegeld abschließen?
Je jünger man bei Abschluss des Vertrages über Pflegetagegeld ist, desto günstiger ist auch der monatlich zu zahlende Betrag. Bei einigen Versicherungen gibt es zudem Altersgrenzen, die für die Unterzeichnung eines Vertrages nicht überschritten werden dürfen. Allerdings sollte der Vertrag auch nicht zu früh abgeschlossen werden - nicht bevor abgeschätzt werden kann, ob die Beiträge über die lange Dauer gezahlt werden können.
Clara ist seit März 2022 Teil des Dein Hilfexpert-Teams und Expertin für den deutschen Finanzhilfenmarkt. Zögern Sie nicht sie bei Fragen rund um das Thema Finanzhilfe, Förderprogramme etc. zu kontaktieren.